Zeitungsausschnitt, Stadtarchiv Bad Säckingen
(Der Name der Zeitung und das Jahr sind meiner vorliegenden Kopie leider nicht entnehmbar.)

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Das Projekt einer Staatsbahn von Titisee nach St. Blasien
   Karlsruhe, 4. März. Der 2. Kammer ist ein Gesetzentwurf über die Vervollständigung des Staatsbahnnetzes zur Beratung und Zustimmung zugegangen. In Artikel 1 dieses Gesetzentwurfes wird ausgeführt: Auf Rechnung des Staats soll eine Bahn von Titisee über Schluchsee nach St. Blasien als normalspurige Eisenbahn gemäß den für solche gültigen Bestimmungen der Eisenbahnbau- und Betriebsordnung gebaut und betrieben werden. - Artikel II besagt: Das sind für die Anlage der Bahn und deren Zubehörden erforderliche Gelände soll der Staatsbahnverwaltung von den Beteiligten unentgeltlich zum Eigentum überwiesen werden. Mit dem Bau der Bahn darf erst begonnen werden, wenn die Erfüllung der vorstehenden Forderungen seitens der Beteiligten sichergestellt ist. Artikel III lautet: Das Finanzministerium ist mit dem Vollzug des Gesetzes beauftragt.
   Die Linie Titisee-Schluchsee-St. Blasien ist von Mitte Aufnahmsgebäude des Bahnhofs Titisee bis Mitte Aufnahmsgebäude des Bahnhofs St. Blasien rund 29,7 Kilometer lang (Betriebslänge), hat aber eine bis zum Ende des letzten Bahnhofs zu rechnende Baulänge von rund 30,3 Kilometer. Zwischenstationen sind vorgesehen für Bärental, Altglashütten, Aha, Schluchsee, Seebrugg, Blasiwald und Häusern. Alle diese Stationen, sowie der Endbahnhof St. Blasien sollen für den Personen und Güterverkehr eingerichtet werden.
   Die Bahn verläßt den Bahnhof Titisee auf dessen Südseite zunächst ostwärts auslaufend; sie fällt zunächst bis zur Überschreitung der Gutach um etwa 8 Meter, steigt dann mit 1:50 um rund 118 Meter bis auf die Höhe der Station Bärental und Altglashütten, sowie um weiter um 2 Meter bis zum höchsten am Windgefällweiher liegenden Punkt der Bahn bis zur Station Aha um rund 17 Meter und zieht von da an immer oberhalb der Straße Aha-Schluchsee zunächst schwach ansteigend und dann immer ebenso abfallend weiter, bis sie kurz vor dem Orte Schluchsee das Fischbachtälchen einbiegt und diesen Ort selbst auf der Bergseite umfährt, wo auch die Station für denselben angelegt ist. Die Linie verbleibt noch annähernd in diese Höhe bis gegen das Südostende des Sees und fällt dann mit 1:45, in der Kehre einen vorspringenden  mittels einen 100 Meter langen Tunnels durchbrechend zur Station Seebrugg-Blasiwald ab, die rund 45 Meter niederer liegt als der höchste Punkt der Bahn am Windgefällweiher. Durch diese Lage der Bahnlinie wird die Möglichkeit einer behufs Ausnützung der Wasserkräfte im Feldberggebiet in Betracht kommenden Aufstauung des Schluchsees um 30 Meter gewahrt. Eine etwa spätere Zweigbahn über Rothaus ins Schlüchttal könnte dabei auch in Schluchsee selbst statt in Seebrugg ihren Anschluß erhalten. Von Station Seebrugg-Blasiwald  fällt die Bahn mit Neigungen bis zu 1:45 um 130 Meter bis zum Bahnhof St. Blasien, der rund 83 Meter tiefer liegt als der Bahnhof Titisee. Auf der Strecke Seebrugg - Häusern wird die Herstellung eines 85 Meter langen Tunnels, auf der Strecke Häusern - St. Blasien  diejenige eines 1875 Meter langen Tunnels erforderlich, womit sich die Gesamtlänge der zwischen Schluchsee und St. Blasien vorkommenden 4 Tunnels zu 2210 Meter ergibt.
   Es wird durch diese Linienführung erreicht, daß der Bahnhof St. Blasien nicht nordwestlich, d. h. oberhalb, sondern wie von St. Blasien dringend gewünscht worden, südöstlich, d. i. unterhalb vom Kurorte an den den sogen. Hüttlebuck, etwa 1 Kilometer vom Orte entfernt und ungefähr 30 Meter über der Talsohle zu liegen kommt und somit den Kurinteressen St. Blasiens in weitgehendstem Maße Rechnung getragen ist. Die gewählte Bahnhofsanlage ermöglicht es, für den Fall eier etwaigen Fortsetzung der Bahn nach dem Rhein zwischen Unterkutterau und Schlageten, sowie bei Immeneich Stationen einzurichten, die von der Albtalstraße leicht zu erreichen sind.
   Die Baukosten für die beschriebene Bahn Titisee - Schluchsee - St. Blasien sind nunmehr auf Grund der genauen Bearbeitung der Entwurfs ausschließlich der Kosten des Grunderwerbs veranschlagt auf 8 285 000 Mark und einschließlich des 9prozentigen Verwaltungsaufwands in Höhe von rund 745 000 Mark auf zusammen 9 030 000 Mark. Die Grunderwebskosten sind angenommen zu 430 000 Mark.
   Die Vergleichslinie Titisee- Menzenschwand - St. Blasien hat eine Baulänge von rund 29,8 Kilometer. Zwischenstationen sind angenommen für Bärental, Altglashütten, Aha, Aeule, Menzenschwand und Bernau. Mit Ausnahme der Station Aeule, welche bloß als Haltepunkt für Personenverkehr zu denken wäre, würden alle Stationen sowie der Endbahnhof St. Blasien für Personen- und Güterverkehr einzurichten sein. Der Verlauf der Bahnlinie ist bis über den Windgefällweiher hinaus etwa 1 Kilometer vor dem Bahnhof Aha der gleiche wie der vorbeschriebene über Schluchsee. Von der Höhenlage am Windgefällweiher senkt sich die Vergleichslinie um 19 Meter bis zu Bahnhof Aha, dann steigt die Bahn wieder um 26 Meter bis zum Haltepunkt Aeule, der rund 119 Meter höher als der Bahnhof Titisee liegt. Von dem Haltepunkt Aeule fällt die Bahn mit Neigungen bis zu 1:45 um 204 Meter bis zum Bahnhof St. Blasien, der somit rund 85 Meter tiefer als der Bahnhof Titisee bezw. 2 Meter tiefer als der entsprechende, im übrigen an der nämlichen Stelle (am Hüttlebuck) angeordnete Endbahnhof der über Schluchsee führenden Linie gelegen ist. Auf der Strecke Aeule - Menzenschwand
(hier fehlt mir leider eine Zeile)
Strecke Bernau - St. Blasien diejenige eines 1268 Meter langen und eines 35 Meter langen Tunnels erforderlich, womit sich die Gesamtlänge der drei Tunnel zu 3392 Meter ergibt. Die Baukosten für diese Linienführung sind einschließlich der 9-proz. Verwaltungsaufwandes auf zusammen 9 550 000 Mark. Die Grunderwerbskosten würden sich auf 410 000 Mark belaufen.
   Eine Vergleichung der beiden beschriebenen Bahnlinien ergibt eine wesentlichen Unterschied bezüglich der Kosten. Die Linie über Menzenschwand erfordert einen um 520 000 Mark höheren Bauaufwand als jene über Schluchsee. Dazu kommt der wesentliche Umstand, daß die Linie über Schluchsee eine verkehrsreichere Gegend mit bedeutenderem Hinterland (Rothaus mit den umliegenden Waldungen und der Orte des oberen Schlüchttales) erschließt. Die Führung über Schluchsee verdient deshalb vor einer solchen über Menzenschwand aus vorstehenden dargelegten Erwägungen den Vorzug.

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